Fälle aus meiner Praxis Herr Müller *), ist 83 Jahre alt und lebt allein in seinem Haus. Nach einem Aufenthalt im Krankenhaus kann er sich nicht mehr selbst versorgen. Er möchte aber in seiner Wohnung bleiben und nicht in ein Seniorenheim umziehen. Er hat sich an mich gewandt und ich helfe ihm, seinen Alltag so zu organisieren, dass er auch weiterhin in seinem Haus leben kann: das täglich frisch gekochte Mittagessen lasse ich vom besten Anbieter am Markt liefern, für den wöchentlich Einkauf organisiere ich eine Einkaufshilfe, besorge ihm eine Putzfrau und helfe ihm bei Behördengängen etc. Auf Herrn Müllers ausdrücklichen Wunsch organisiere ich seine Geburtstagsfeier. Der Ehemann von Frau Schmitt *), 72 Jahre alt, ist verstorben. Er hat sich immer um alle Geldangelegenheiten und Behördengänge gekümmert. Ich stehe Frau Schmitt während der letzten Tage ihres Ehemannes beratend zur Seite und helfe ihr bei den Beerdigungsformalitäten. In den Wochen danach arbeite ich sie in alle ihre Verwaltungsangelegenheiten ein, die sie nach einem halben Jahr selbst erledigen kann. Frau Mayer *) kümmert sich seit 8 Jahren um ihre Mutter und braucht nun dringend Urlaub. Sie sucht dazu eine Vertrauensperson, die während ihrer Abwesenheit täglich morgens und abends, nach ihrer Mutter sieht und für einen Notfall sofort bereitsteht. Ich übernehme diese Aufgabe bis Frau Mayer zurück kommt. Frau Rödel *) ist in ihrer Wohnung gestürzt und muss ins Krankenhaus. Ich übernehme das Notwendige und als sich herausstellt, dass sie nicht mehr nach Hause kann und in eine Senioreneinrichtung verlegt werden muss, regele ich auch die Wohnungsangelegenheiten. Dank guter Pflege hat sie sich nach einem halben Jahr so gut erholt, dass sie wieder zurück in ihre Wohnung kann. Ich organisiere den Umzug und die Versorgung ( fahrbarer Mittagstisch, Putzfrau, Einkaufshilfe und Pflegedienst für tägl. Medikamentengabe ). So kann sie wieder in ihrer Wohnung sorglos leben. Frau Stalter *) ist seit vielen Jahren psych. krank und im Rahmen der Zwangsunterbringung in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie untergebracht. Dort wurde ich vom Sozialen Dienst gebeten, die Betreuung zu übernehmen , womit Frau Stalter einverstanden war. Ich übernahm - später in Absprache mit ihr - die Verwaltung ihres Vermögens, d.h. bearbeitete die Post, bezahlte Rechnungen, stornierte Aufträge, kontrollierte die Mieteinnahmen ihrer beiden Mietshäuser. Nach der Klinikentlassung begleitete und unterstützte sie in allen ihren Alltäglichkeiten, bis es ihr zunehmend besser ging, sie wieder selbständiger wurde und mich weniger brauchte. * Die Namen sind selbstverständlich geändert. Diplom-Sozialarbeiterin Sigrid Kihm